Die Patrone 7 x 72 R blickt auf eine lange und faszinierende Geschichte zurück. Entwickelt wurde sie Anfang des 20. Jahrhunderts, als speziell in Deutschland viele neue Jagdkaliber entstanden. Der Konstrukteur war vermutlich August Schüler, der um 1908 diverse Langpatronen für die Blattjagd entwarf. Das "R" im Namen steht für Randpatrone (Randfeuer), was sie besonders für Kipplaufwaffen wie Doppelbüchsen und kombinierte Waffen (Bockbüchsflinten, Drillinge) prädestiniert. Die 7 x 72 R wurde in einer Zeit geschaffen, in der die Jagd auf scheues und empfindliches Wild wie Rehwild in Mitteleuropa den Ruf nach wenig wildbretschädigenden, aber dennoch ausreichend leistungsfähigen Kalibern laut werden ließ. Bekannte Waffenhersteller wie Sauer & Sohn verbauten die 7 x 72 R, später auch in hochwertigen Jagdwaffen, was ihr einen guten Ruf in Jagdkreisen sicherte.
Die Anwendung der 7 x 72 R ist eng mit der mitteleuropäischen Nieder- und Hochwildjagd verbunden. Durch ihren moderaten Gasdruck und ihre randpatronen-typische Zuverlässigkeit ist sie ideal für Kipplaufwaffen, etwa kombinierte Drillinge, wie sie in deutschen und österreichischen Jagdrevieren traditionell eingesetzt werden. Die Patrone eignet sich in erster Linie für die Einzeljagd auf kurz- bis mittlere Entfernungen. Auf größeren Gesellschaftsjagden oder bei Drückjagden kommt sie aufgrund ihrer ballistischen Eigenschaften seltener zum Einsatz. Für den Wiederlader bringt sie Vorteile durch gutes Hülsenangebot und zuverlässige Funktion in diversen Systemen. Häufig findet man die 7 x 72 R auch heute noch als "Schrankkaliber" alter Drillinge und wird im Bereich der Jagdwaffenrestaurierung geschätzt.
Als Zielwildarten für die 7 x 72 R stehen das Rehwild, Fuchs und weiteres kleines Raubwild im Fokus. Aufgrund ihrer moderaten Energie und Geschossgeschwindigkeit ist sie besonders wildbretschonend und wird geschätzt, wo es auf minimale Zerstörung des Wildbrets ankommt. Gelegentlich wurde die 7 x 72 R auch auf leichteres Hochwild wie schwache Sauen oder weibliches Rotwild eingesetzt, doch dafür ist ihr Wirkungsbereich limitiert und andere Kaliber besser geeignet. Rehwild und Fuchs bilden jedoch seit jeher das Hauptanwendungsfeld dieser Randpatrone.
Typische Geschossgewichte für die 7 x 72 R liegen zwischen 8,5 und 11 Gramm. Traditionell werden Teilmantelgeschosse bevorzugt, die eine gleichmäßige Expansion gewährleisten und den gewünschten Tiefenwirkungseffekt bieten. Ihre Mündungsgeschwindigkeit liegt – je nach Laborierung und Lauf – meist zwischen 650 und 750 m/s. Der Hülsenhals ist lang, was eine akkurate Setzung auch längerer Geschosse ermöglicht und die Präzision in älteren Waffen unterstützt. Charakteristisch für die 7 x 72 R ist auch ihre zylindrische, wenig konische Hülse mit deutlich ausgeprägtem Rand, was die Extraktion aus Kipplaufwaffen erleichtert. Die moderate ballistische Leistung sorgt dafür, dass sich der Rückstoß im angenehm niedrigen Bereich bewegt, was besonders bei leichten Waffen und langen Ansitznächten auf der Jagd als Vorteil empfunden wird. All diese Eigenschaften zusammen machen die 7 x 72 R für viele traditionsbewusste Wiederlader und Liebhaber klassischer Jagdwaffen zu einem interessanten und lebendigen Kaliber.
Passende Pulver
Bullet Weight (gr) -> | 0-50 | 50-75 | 75-100 | 100-150 | 150-200 | 200-300 | >300 |
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7 x 72 R Ladedaten sind für folgende Geschosse verfügbar:
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